Aber auch Fragen zum Urheberrecht und zum Umgang mit digitalem Bildmaterial tauchen immer wieder auf: Wie bewahrt man das Bildmaterial auf? Wie arbeitet man damit? Welche Daten zeigt man, welche sichert man? Die TIB unterstützt daher als Co-Sprechereinrichtung der nationalen Forschungsdateninitiative für materielles und immaterielles Kulturgut NFDI4Culture einen spezialisierten Helpdesk, der zu solchen Fragen berät (siehe auch den Blogbeitrag von Lozana Rossenova über die Aufnahme ukrainischer Gastwissenschaftlerinnen in das Open Science Lab, den Helpdesk und die Zusammenarbeit mit SUCHO).
„Wir müssen Prioritäten setzen, welche Arten von Daten wir zuerst erfassen sollten und welche später noch hinzugefügt werden könnten. Im Moment ist die Datenerfassung nicht so schnell, weil wir die Biografien der Architekt:innen ergänzen müssen. Diese Informationen sind schwer zu finden und es ist sehr zeitaufwändig, biografische Daten zu erstellen. Für viele von ihnen gibt es kaum Belege, manchmal kann ich nur den Nachnamen und einen Anfangsbuchstaben des Namens des Architekten finden, und ich muss mich mit Forschungseinrichtungen und lokalen Archiven in Verbindung setzen, um weitere Daten zu finden. In einigen Fällen müssen die Daten aus vielen Quellen zusammengestellt werden, die aber vor der Verwendung individuell überprüft werden müssen”, beschreibt Irina Gorodetska die umfassende Dokumentation.
Wertvolle Daten für den Wiederaufbau historischer Bauwerke
Die TIB ist mit der Datenbanktechnik von Wikibase für den Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur für die Fotos und weitere Daten verantwortlich. Prof. Dr. Ina Blümel vom Open Science Lab der TIB leitet Projekte im Bereich OpenGLAM und ist CoSpokesperson in der Initiative NFDI4Culture.
Als Architektin ist es ihr ein besonderes Anliegen, Bildmaterial für den Erhalt und die Rekonstruktion von Baudenkmälern zu sammeln und zur Verfügung zu stellen: „Die Workflows, die wir mit der Open Source Software Wikibase aufgebaut haben, ermöglichen es, Informationen über verschiedene Datenbanken hinweg zu verknüpfen. Dies kann von gezielt eingeladenen Expert:innen gemacht werden, die nach und nach die Informationen über die erfassten Baudenkmäler ergänzen.“
Was diese Beitragenden tun, soll kein Informatikstudium voraussetzen: Sie sollen die Informationen einfach hinzufügen können – gleichzeitig soll das Ganze aber sehr präzise und nachvollziehbar sein und der weltweiten architekturhistorischen Fachcommunity dauerhaft zur Verfügung stehen. Außerdem ist damit Citizen Science – also die Einbindung von Bürger:innen in Forschungsprojekte – möglich, wie es die TIB in ähnlichen Projekten mit digitalen Archivmaterialien bereits praktiziert.
Bürger:innen, Aktivist:innen oder Fotograf:innen vor Ort können auf diese Weise langfristig zur Notdokumentation der Gebäude beitragen. Neben den Fotografen steht Irina Gorodetska in Kontakt mit einer Reihe von lokalen Wissenschaftlern und Architekturliebhabern, die sich derzeit im Rahmen von Militäreinsätzen in den Konfliktgebieten aufhalten oder in einer Region leben, die ständig unter russischem Raketen- und Granatenbeschuss steht. Sie riskieren mitunter ihre eigene Sicherheit und fotografieren unermüdlich beschädigte, oft einzigartige und historisch bedeutende Gebäude. Sie tun dies freiwillig neben ihrem militärischen Einsatz und speichern die Bilder zunächst nur für sich selbst.
„Genau für diese Menschen sind Werkzeuge wie die von der TIB eingerichtete Wikibase-Instanz interessant, weil sie echte Citizen Science ermöglicht. Nach und nach professionalisieren wir diese Arbeitsabläufe, unter anderem durch Beratung und Workshops – soweit Förderrahmen wie NFDI4Culture dies zulassen”, so Blümel zu den anstehenden Aufgaben im Projekt.
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